Telefon   -   0211  3012 871

Warum wir uns selbst verlieren, um anderen zu gefallen – und wie wir mit Hypnose wieder zu uns zurückfinden

Einleitung

Immer freundlich, hilfsbereit, verständnisvoll. Immer bemüht, dass es anderen gut geht – selbst wenn man sich selbst dabei erschöpft. Viele Menschen kennen diesen inneren Drang, es allen recht machen zu müssen. Was nach sozialer Kompetenz aussieht, ist oft ein tief verwurzeltes Muster: People Pleasing – eine Überlebensstrategie, die sich oft früh im Leben entwickelt.

In der traumasensitiven Hypnosetherapie begegnet uns dieses Verhalten nicht als „unangenehme Eigenschaft“, sondern als Coping-Strategie – also als ein frühes, oft unbewusst entstandenes Muster, um emotionale Sicherheit herzustellen.

Ein verwandtes Konzept ist die Fawn Response, eine körperlich verankerte Stressreaktion, die durch Anpassung und Gefallenwollen versucht, Bedrohung zu vermeiden. Beide Muster – People Pleasing und Fawn Response – sind Ausdruck eines Nervensystems, das gelernt hat, dass es nicht sicher ist, sich selbst zu zeigen.

Fallbeispiel: Anna, 38 Jahre

Anna ist 38 Jahre alt, Mutter von zwei Kindern, beruflich erfolgreich – und ständig erschöpft. Sie kümmert sich um alles und jeden: ihre Familie, das Team im Job, die Nachbarin, die sie um Hilfe bittet. Wenn jemand eine Bitte äußert, sagt sie fast immer Ja – auch wenn es eigentlich zu viel ist.

In der Hypnosesitzung beginnt Anna zu spüren, wie sehr sie sich selbst übergeht. Sie erzählt:

„Ich habe immer Angst, jemandem zur Last zu fallen. Ich merke oft gar nicht, was ich will – ich spüre nur, was andere von mir erwarten.“

In ihrer Kindheit hatte Anna eine depressive Mutter, die sie früh emotional „mitversorgen“ musste. Ihre Bedürfnisse hatten keinen Platz – sie lernte, dass sie nur dann Liebe und Nähe bekommt, wenn sie sich anpasst, still ist, hilft.

Was heute nach „hilfreicher Persönlichkeit“ aussieht, ist in Wahrheit ein altes Schutzmuster:
Ein Fawn Response.

Was ist People Pleasing wirklich?

People Pleasing bedeutet, eigene Bedürfnisse zurückzustellen, um anderen zu gefallen. Es ist kein freiwilliger Akt der Freundlichkeit, sondern oft ein Automatismus – ausgelöst durch tief sitzende Angst, abgelehnt oder verlassen zu werden.

Typisch sind:

  • Schwierigkeiten, Nein zu sagen

  • Angst vor Konflikten und Ablehnung

  • Permanente Suche nach Anerkennung

  • Verantwortung für das Wohl anderer

  • Schuldgefühle bei eigener Abgrenzung

  • Perfektionismus und Selbstverleugnung

Der Fawn Response: Anpassung als Stressreaktion

Der Fawn Response ist eine körperbasierte Überlebensreaktion, die in bedrohlichen oder emotional unsicheren Situationen aktiviert wird. Anstatt zu kämpfen (Fight), zu fliehen (Flight) oder zu erstarren (Freeze), wird das Nervensystem darauf ausgerichtet, die Beziehung zu sichern, indem man sich selbst aufgibt.

Fawn bedeutet:

Ich mache mich klein, bin lieb, passe mich an – damit ich sicher bin.

Kinder, die in emotional unsicheren Umgebungen aufwachsen, übernehmen früh Verantwortung für das emotionale Gleichgewicht ihrer Bezugspersonen. Diese Form des Copings schützt kurzfristig – wird aber im Erwachsenenalter zur Belastung, wenn das Nervensystem weiterhin in diesem Muster reagiert.

People Pleasing als frühes Anpassungsmuster

In der traumasensitiven Hypnosetherapie verstehen wir People Pleasing nicht als Schwäche, sondern als intelligenten Überlebensmechanismus. Als Kind war es vielleicht überlebenswichtig, „brav“ zu sein, sich anzupassen oder Erwartungen zu erfüllen.

Das Problem:
Was damals Sicherheit brachte, führt heute zu Selbstverlust, chronischem Stress und dem Gefühl, nie „genug“ zu sein.

Wie du People Pleasing und Fawn Response erkennst

  • Du spürst deine eigenen Bedürfnisse oft nicht

  • Du sagst Ja, obwohl du Nein meinst

  • Du hast Angst, andere zu enttäuschen

  • Du übernimmst Verantwortung für die Gefühle anderer

  • Du bist erschöpft von zu viel Anpassung

  • Du fühlst dich „nicht echt“ oder leer

Heilung beginnt mit Selbstkontakt

Der Weg aus dem People Pleasing führt nicht über Disziplin, sondern über Mitgefühl für dich selbst. In der traumasensitiven Hypnosearbeit geht es darum, den inneren Anteil kennenzulernen, der dich einst geschützt hat – und ihm neue Erfahrungen zu ermöglichen.

Erste Schritte:

  • Werde neugierig auf dein Verhalten – ohne Selbstverurteilung

  • Übe, kleine Neins auszusprechen und die Reaktion auszuhalten

  • Spüre regelmäßig in deinen Körper: Was brauche ich gerade?

  • Erkenne Schuldgefühle als alte Schutzreaktionen

  • Erlebe in der Hypnose, wie sich Sicherheit in dir selbst anfühlen kann

Du darfst du selbst sein – ohne dich zu verlieren

People Pleasing und der Fawn Response haben dich einmal beschützt.
Heute brauchst du diese Strategien vielleicht nicht mehr – auch wenn sie sich noch automatisiert zeigen.

Du darfst heute in echten Kontakt mit dir selbst kommen.
Du darfst Nein sagen – und trotzdem verbunden bleiben.
Du darfst spüren, was du willst – und das ausdrücken.
Du darfst dich selbst an die erste Stelle setzen – nicht aus Egoismus, sondern aus gesunder Selbstfürsorge.

Wenn du dich hier wiedererkennst, bist du nicht allein.
Und du musst den Weg nicht allein gehen.
Die traumasensitive Hypnosetherapie kann dich sanft und tiefgreifend auf diesem Weg begleiten.

Bitte beachte: Die Inhalte dieses Textes verstehen sich als Anregung zur Selbstreflexion und Selbsterfahrung. Die vorgestellten Methoden ersetzen keine medizinische oder therapeutische Behandlung. Es wird kein Heilversprechen gegeben

Aktuell sind 23 Gäste und keine Mitglieder online

Copyright bei Hypnosetherapie Zinner in Düsseldorf