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Emetophobie – die intensive Angst vor dem Erbrechen – ist eine stille, oft tabuisierte Begleiterin. Für viele Menschen ist sie kaum in Worte zu fassen, und doch beeinflusst sie den Alltag massiv: Essen wird kontrolliert, Reisen vermieden, die eigene Körperwahrnehmung zum Feind. Hinter dieser Angst steckt oft mehr als nur ein Unwohlsein – es ist ein Ausdruck tief verankerter Schutzmechanismen im Nervensystem.

Die Angst vor dem Kontrollverlust – eine körperlich gespeicherte Überforderung

In meiner Arbeit mit über hundert Klient:innen, die unter Emetophobie und anderen körperbezogenen Ängsten leiden, zeigt sich immer wieder: Es geht nicht nur um das Erbrechen an sich, sondern um das Erleben von Ausgeliefertsein, Kontrollverlust und Alleinsein mit einem überfordernden Zustand. Oft sind es frühe Erfahrungen, in denen starke körperliche Empfindungen wie Übelkeit, Fieber oder tatsächliches Erbrechen ohne Halt und Regulation erlebt wurden.

Das Nervensystem speichert solche Erfahrungen – nicht nur als Erinnerung, sondern als körperliche Alarmbereitschaft. Später genügen bestimmte Reize oder Gedanken, um diese alte Not zu aktivieren. Die Folge: Panik, Vermeidung, ständiges Kontrollieren des Körpers.

Emetophobie und Beziehungsmuster – zwei zentrale Überlebensstrategien

Was ich in der Begleitung immer wieder beobachte, ist, dass hinter der Emetophobie häufig zwei unterschiedliche Beziehungsmuster stehen – beide sind verständliche Reaktionen auf frühe Bindungserfahrungen:

Selbstverleugnung – Ich darf keinen Raum einnehmen

Menschen mit diesem Muster haben früh gelernt, dass ihre eigenen Bedürfnisse nicht willkommen sind. Sie richten sich nach außen, passen sich an, wollen nicht zur Last fallen. In der Tiefe liegt oft die Angst: „Wenn ich schwach bin, werde ich abgelehnt.“

Übelkeit oder das Gefühl, sich übergeben zu müssen, bringt genau das Gegenteil: Es macht sichtbar, dass man Hilfe bräuchte, dass man nicht „funktioniert“. Die Angst vor dem Erbrechen ist damit auch eine Angst vor dem Verlust der Anpassung – und damit vor dem drohenden Ausschluss aus der Beziehung.

Selbstbezogenheit – Ich muss alles unter Kontrolle haben

Andere Klient:innen haben die Erfahrung gemacht, dass Nähe unsicher war – weil sie mit Übergriffigkeit, Kontrolle oder Überforderung verbunden war. Sie haben gelernt, sich zu schützen, indem sie unabhängig und stark sind. Hilfe annehmen fällt schwer. Schwäche zeigen noch mehr.

Für sie bedeutet Erbrechen nicht nur Kontrollverlust, sondern auch: Ich bin ausgeliefert, ich kann mich nicht mehr schützen. Die Emetophobie bewahrt sie davor, mit genau dieser tiefen Ohnmacht konfrontiert zu werden.

Was hilft? Ein traumasensibler Umgang mit Emetophobie

Die Erfahrung zeigt: Was viele dieser Menschen brauchen, ist nicht mehr Kontrolle, sondern mehr Beziehung – zu sich selbst, zum eigenen Körper, zu einer inneren Instanz, die Sicherheit gibt.

Ein traumasensibler Weg kann dabei so aussehen:

  • Langsame Rückverbindung zum Körper – in einem geschützten Rahmen lernen, Empfindungen wahrzunehmen, ohne überwältigt zu werden

  • Traumasensible Hypnose – ein sanfter Zugang zum inneren Erleben, der den Körper nicht überfordert, sondern einlädt, neue Erfahrungen von Sicherheit zu speichern

  • Verständnis für die eigene Strategie – zu erkennen, dass die Phobie kein Fehler ist, sondern ein Schutz, der einst überlebenswichtig war

  • Ressourcenarbeit und Regulation – gezielter Aufbau innerer Sicherheit, bevor mit Exposition oder Konfrontation gearbeitet wird

Fazit: Die Angst ist ein Schutz, kein Feind

Wenn wir beginnen, Emetophobie nicht mehr als Störung zu sehen, sondern als Ausdruck eines zutiefst intelligenten Nervensystems, das uns schützen will, entsteht ein neuer Umgang mit uns selbst. Die Angst muss nicht „weg“, sondern darf gehört, verstanden und liebevoll begleitet werden.

Die traumasensible Hypnose ist dabei ein kraftvoller Zugang, um Körper und Psyche wieder in Verbindung zu bringen – Schritt für Schritt, im eigenen Tempo, ohne Druck.

Denn am Ende ist das Ziel nicht Kontrolle – sondern Vertrauen.

Bitte beachte: Die Inhalte dieses Textes verstehen sich als Anregung zur Selbstreflexion und Selbsterfahrung. Die vorgestellten Methoden ersetzen keine medizinische oder therapeutische Behandlung. Es wird kein Heilversprechen gegeben.


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