Wie Trauma, Stress und Zucker zusammenhängen – und was wirklich hilft
Warum greife ich immer wieder zu Zucker – obwohl ich es gar nicht will?
Diese Frage stellen sich viele Menschen, die spüren: Irgendetwas in mir greift automatisch zu Süßem, obwohl der bewusste Teil längst entschieden hat, es zu lassen. Und manchmal ist es, als würde uns eine unsichtbare Kraft steuern. Was hat das mit Trauma zu tun? Und wie kann traumasensitive Hypnose hier helfen?
Was viele nicht wissen: Trauma ist oft leiser als gedacht
Wenn wir das Wort Trauma hören, denken wir oft an große Katastrophen, Unfälle oder Gewalt. Doch viel häufiger – und oft übersehen – sind die leisen, frühen Verletzungen:
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Nicht gesehen oder getröstet worden zu sein
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Allein gelassen worden zu sein, obwohl man Nähe gebraucht hätte
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Immer funktionieren müssen, statt einfach Kind sein zu dürfen
Solche Erlebnisse hinterlassen Spuren im Nervensystem. Sie formen unsere Selbstregulation – also wie wir mit Stress, Emotionen, Nähe oder Überforderung umgehen. Und genau hier setzt auch unser Essverhalten an.
Trauma als tiefe Dysregulation des Nervensystems
Was viele nicht wissen: Trauma ist nicht nur eine Erinnerung an ein belastendes Ereignis – es ist vor allem eine chronische Dysregulation des autonomen Nervensystems.
Das bedeutet: Der Körper hat gelernt, in ständiger Alarmbereitschaft zu leben – auch dann, wenn gerade objektiv keine Gefahr besteht. Die Fähigkeit, sich zwischen Anspannung und Entspannung flexibel zu bewegen, geht verloren.
Typische Anzeichen dafür sind:
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Dauerhafte innere Unruhe oder Getriebenheit
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Verspannungen, Schlafprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten
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Emotionale Taubheit oder das Gefühl, "nicht richtig da zu sein"
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Heftige Reaktionen auf scheinbar kleine Auslöser (Trigger)
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Das Gefühl, ständig zu funktionieren – aber nicht zu leben
Diese Übererregung entsteht oft in der Kindheit – wenn es niemanden gab, der zuverlässig beruhigt, gespiegelt oder gehalten hat. Dann wird Stress nicht vollständig verarbeitet, sondern bleibt im System aktiv. Der Körper versucht, sich selbst zu regulieren – mit den Mitteln, die verfügbar sind. Und oft ist das: Zucker.
Warum Trauma uns zu Zucker greifen lässt
In diesem gestressten Zustand sucht das Nervensystem nach schnellen Wegen, um das innere Chaos kurz zu beruhigen. Zucker wirkt dabei wie ein Pflaster für das Nervensystem:
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Der schnelle Anstieg von Glukose vermittelt kurzfristig Energie und Sicherheit
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Zucker aktiviert das Belohnungssystem: Dopamin und Endorphine werden ausgeschüttet
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Es entsteht ein Gefühl von Trost, Erdung, Geborgenheit – wenn auch nur für kurze Zeit
Gerade Menschen mit Entwicklungstrauma erleben Zucker oft als unbewusste Selbstberuhigung. Viele berichten, dass sie in stressigen Momenten kaum anders können, als zu essen – besonders süß. Der Griff zur Schokolade, das Stück Kuchen nach einem Streit, das Naschen in der Einsamkeit: All das ist häufig mehr als bloße Gewohnheit. Es ist ein Versuch, das Nervensystem zu stabilisieren – auf dem schnellsten verfügbaren Weg.
Zucker als Bindungsersatz?
Viele Menschen erleben Zucker wie eine Umarmung. Eine kurze, süße Pause vom Druck. Nicht selten hängen emotionale Erfahrungen daran:
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Bei der Oma gab es immer etwas Süßes – dort war es warm und sicher
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Nach einer Trennung oder in Einsamkeit hilft ein Schokoriegel, nicht zu fühlen
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In Momenten von Überforderung: Der Griff zum Keks, ohne zu denken
Diese Prägungen sitzen tief – nicht im Kopf, sondern im Körpergedächtnis. Und genau deshalb reicht reines Verstehen oft nicht aus.
Warum Verstehen nicht reicht – und was wir wirklich brauchen
Veränderung passiert nicht im Kopf allein. Auch nicht durch Disziplin.
Wirklich nachhaltig wird es erst, wenn wir beginnen:
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unsere Muster zu spüren,
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sie im Körper wahrzunehmen
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und neue Wege nicht nur zu denken, sondern auch zu erleben.
Hier setzt traumasensitive Hypnose an:
Ein sicherer Raum, in dem alte Muster sichtbar und spürbar werden dürfen – ohne überfordert zu werden. Wo dein Nervensystem langsam lernen darf, sich zu regulieren – ohne Zucker, ohne Druck.
Du darfst erleben, dass du dich beruhigen kannst – aus dir heraus. Dass du verbunden bist. Und dass Trost nicht immer süß schmecken muss.
Veränderung ist möglich – aber sie fühlt sich anfangs oft ungewohnt an
Viele wünschen sich Veränderung – doch sie fühlt sich oft erst mal „falsch“ an.
Warum? Weil unser Gehirn auf Energiesparen ausgelegt ist. Es wiederholt lieber alte Muster als neue Wege zu gehen – selbst wenn sie uns nicht guttun.
Der Schlüssel: Dranbleiben. Spüren. Neue Erfahrungen verankern.
5 traumasensible Impulse für deinen Umgang mit Heißhunger, Zuckerkonsum & innerem Stress
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Erkenne den emotionalen Auslöser hinter dem Verlangen
Wenn du merkst, dass du dringend etwas Süßes brauchst: Halte für einen Moment inne.
Frag dich sanft: Was fühle ich gerade wirklich?
In der Hypnose können wir genau diese inneren Momente aufspüren und die dahinterliegenden Emotionen – wie Überforderung, Einsamkeit oder alte Ohnmacht – sichtbar und fühlbar machen, ohne darin unterzugehen. -
Lerne, das Körpergefühl hinter dem Heißhunger zu spüren
Heißhunger ist oft nicht Hunger – sondern eine Welle im Nervensystem.
Spür hinein: Wo im Körper nehme ich diese Welle wahr? Zieht es? Kribbelt es? Enge im Bauch oder Hals?
In der Hypnose üben wir gemeinsam, mit diesen Körperempfindungen zu sein, ohne sofort handeln zu müssen. So entsteht Raum für neue Reaktionsmöglichkeiten. -
Benenne den inneren Anteil, der Süßes „braucht“
Statt dich für deinen Zuckerkonsum zu verurteilen: Nimm ihn ernst.
Frag dich: Welcher Teil in mir braucht gerade Trost, Halt, Energie?
Die Hypnose hilft dir, mit diesen inneren Anteilen in Kontakt zu kommen – liebevoll, ohne Scham. So kann statt dem nächsten Stück Kuchen vielleicht ein Moment echter Selbstverbindung treten. -
Übe neue kleine Reaktionen in Momenten des Verlangens
Veränderung bedeutet nicht, nie wieder Zucker zu essen – sondern neue Wahlmöglichkeiten zu erleben.
Probiere z. B.: Drei bewusste Atemzüge, kaltes Wasser trinken, sanft aufstehen und die Schultern lockern, bevor du naschst.
In Hypnosesitzungen kannst du diese Mikroveränderungen mental vorbereiten und im Unterbewusstsein verankern – sodass sie dir im Alltag leichter zugänglich werden. -
Erlaube dir neue Formen von Beruhigung und Belohnung
Was nährt dich – ohne dich zu betäuben?
Vielleicht ein Spaziergang, eine Decke, Musik, eine warme Suppe, ein Duft, dein Atem.
In der Hypnose arbeiten wir mit inneren Bildern, die dir echte Sicherheit, Geborgenheit und Erdung schenken – damit du nicht mehr nur durch Zucker regulieren musst, sondern aus dir heraus.
Fazit: Zucker ist nicht das Problem – sondern oft eine Lösung für etwas Tieferes
Wenn du merkst, dass dein Essverhalten mehr mit Emotionen als mit Hunger zu tun hat – sei freundlich mit dir. Vielleicht war Zucker einmal die beste Strategie, um durch schwere Zeiten zu kommen.
Doch es gibt heute neue Wege. Du musst sie nicht alleine gehen.
In der traumasensitiven Hypnose verbinden wir Körper, Gefühl und achtsames Bewusstsein – damit du dich wieder sicher, verbunden und lebendig fühlen kannst. Auch ohne Zuckerschleier.
Bitte beachte: Die Inhalte dieses Textes verstehen sich als Anregung zur Selbstreflexion und Selbsterfahrung. Die vorgestellten Methoden ersetzen keine medizinische oder therapeutische Behandlung. Es wird kein Heilversprechen gegeben.
Kontakt
Christian Zinner
Praxis für Hypnose & Hypnosetherapie
Praxisadresse:
Kapellstr.9a
40479 Düsseldorf
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