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In Beziehungen kann es vorkommen, dass Menschen trotz offensichtlicher Gewalt, Manipulation oder emotionalem Missbrauch nicht in der Lage sind, sich zu lösen. Diese paradoxe Bindung nennt man Trauma Bonding. Sie ist ein komplexes Phänomen, das tief in unseren psychischen Strukturen verankert ist. In diesem Blogartikel erfährst du, wie Trauma Bonding entsteht, welche Anzeichen es gibt und wie du dich aus solchen Verstrickungen lösen kannst.

Was bedeutet eigentlich "toxische Beziehung"?

Der Begriff "toxische Beziehung" wird heutzutage häufig und oft inflationär verwendet. Schon kleine Konflikte oder Spannungen werden schnell als "toxisch" bezeichnet. Doch was steckt wirklich dahinter? Eine Beziehung ist dann als toxisch zu bezeichnen, wenn sich destruktive Muster systematisch wiederholen und eine tiefgehende emotionale, psychische oder sogar körperliche Schädigung zur Folge haben. Es geht nicht um einzelne Streitereien oder Meinungsverschiedenheiten, sondern um ein wiederkehrendes Muster, das die persönliche Integrität bedroht und das Wohlbefinden nachhaltig beeinträchtigt.

Ein zentrales Merkmal toxischer Beziehungen im Kontext von Trauma Bonding ist der ständige Wechsel zwischen Zuwendung und Zurückweisung, Liebe und Gewalt. Dieser unberechenbare Wechsel führt zur Verstrickung und macht es schwer, sich aus der Beziehung zu lösen.

Was ist Trauma Bonding?

Trauma Bonding bezeichnet eine intensive emotionale Bindung, die durch wiederholte Zyklen von Missbrauch und Versöhnung entsteht. Diese Bindung ist oft so stark, dass Betroffene trotz körperlicher oder psychischer Gewalt nicht in der Lage sind, die Beziehung zu beenden. Die emotionale Abhängigkeit wird durch die Dynamik von Schmerz und Belohnung immer wieder verstärkt.

Typische Merkmale von Trauma Bonding:

  • Wechsel von Gewalt und Zuneigung: Nach Phasen der Verletzung folgen meist Entschuldigungen, Versöhnung und Zuwendung.

  • Idealisierung des Partners: Trotz des Leids wird die andere Person oft als unersetzlich oder besonders wertvoll wahrgenommen.

  • Selbstzweifel und Schuldgefühle: Betroffene geben sich häufig selbst die Schuld für die Probleme in der Beziehung.

  • Angst vor Verlassenwerden: Die Furcht, allein zu sein oder den Partner zu verlieren, hält die Bindung aufrecht.

  • Rückkehr trotz Trennung: Selbst nach einer Trennung gibt es häufige Rückfälle in die Beziehung.

Wie entsteht Trauma Bonding?

Trauma Bonding basiert auf psychischen Mechanismen, die tief in unserer Bindungsdynamik verwurzelt sind. Besonders Menschen mit belasteten Bindungserfahrungen sind anfällig dafür.

Psychologische Hintergründe:

  • Intermittierende Verstärkung: Der unvorhersehbare Wechsel zwischen Nähe und Gewalt führt dazu, dass positive Momente umso intensiver wahrgenommen werden. Dieses Muster ähnelt der Dynamik von Glücksspielsucht.

  • Bindungsverletzungen: Menschen mit frühkindlichen Erfahrungen von Vernachlässigung oder Missbrauch suchen oft unbewusst ähnliche Beziehungsdynamiken, um alte Wunden zu heilen.

  • Dysreguliertes Nervensystem: Traumatisierte Menschen sind häufig in einem Zustand von Hypervigilanz und Stress. In Momenten der Zuwendung durch die Täterperson erlebt das Nervensystem eine vermeintliche Entlastung, was die emotionale Bindung verstärkt.

Fallbeispiel aus meiner Praxis

Eine Klientin, die ich in meiner Praxis begleitet habe, nennen wir sie Anna, kam nach einer langen, schmerzhaften Beziehung zu mir. Ihr Partner war über Jahre hinweg emotional missbräuchlich und neigte zu verbaler Gewalt. Trotz wiederholter Trennungsversuche zog es Anna immer wieder zu ihm zurück. Sie war überzeugt, ihn "retten" zu können und fühlte sich tief verantwortlich für sein Wohlergehen.

In der traumasensiblen Hypnosearbeit zeigte sich, dass Anna früh in ihrem Leben gelernt hatte, für die Gefühle anderer verantwortlich zu sein. Ihr Vater war oft abweisend und kühl, während die Mutter die Rolle der Vermittlerin übernahm. Anna entwickelte die Überzeugung, dass sie sich besonders anstrengen müsse, um Liebe zu verdienen. In der Hypnose konnten wir diesen Glaubenssatz behutsam bearbeiten und durch neue, stärkende Überzeugungen ersetzen.

Durch die Hypnose konnte Anna erkennen, dass ihre Bindung zum Partner weniger auf Liebe als auf der Wiederholung eines alten Beziehungsmusters basierte. Mit jeder Sitzung gewann sie mehr innere Klarheit und begann, die emotionale Abhängigkeit zu durchbrechen. Heute berichtet sie von einem neuen Gefühl der Selbstwirksamkeit und einem wachsenden Vertrauen in ihre eigenen Bedürfnisse.

Warum fällt das Loslassen so schwer?

Menschen, die in Trauma Bonds gefangen sind, fühlen sich oft wie in einem Teufelskreis. Der Körper reagiert auf die wiederkehrenden Muster von Angst und Zuneigung mit der Ausschüttung von Stresshormonen (wie Cortisol) und Bindungshormonen (wie Oxytocin). Diese neurobiologische Verknüpfung verstärkt das Gefühl, trotz der Gewalt nicht ohne die andere Person leben zu können.

Zudem kann die Täterperson durch manipulative Techniken wie Gaslighting oder Schuldzuweisungen die Selbstwahrnehmung des Opfers so stark verzerren, dass die eigene Realität infrage gestellt wird.

Wie kannst du dich aus Trauma Bonding lösen?

  1. Erkennen und Benennen: Der erste Schritt ist die bewusste Wahrnehmung der destruktiven Dynamik. Erkenne, dass es sich um eine toxische Bindung handelt.

  2. Professionelle Unterstützung: Trauma Bonding ist tief im Nervensystem verankert. Traumatherapeutische Methoden wie die traumasensible Hypnose können helfen, die emotionale Verstrickung aufzulösen und das eigene Selbstwertgefühl wieder aufzubauen.

  3. Stabilisierung durch Selbstfürsorge: Techniken zur Selbstregulation und emotionale Stabilisierung sind essenziell, um die Bindung zu lockern. Übungen aus dem Bodynamic-Ansatz oder NARM (Neuroaffektives Beziehungsmodell) können dabei unterstützen.

  4. Schrittweise Distanzierung: Ein abrupter Kontaktabbruch ist oft schwer umzusetzen. Stattdessen kann eine schrittweise Abgrenzung helfen, die emotionale Abhängigkeit zu reduzieren.

  5. Aufbau neuer Bindungserfahrungen: Sichere, unterstützende Beziehungen zu Freunden oder Therapeuten fördern die Erfahrung von gesunder Verbundenheit und stärken die Resilienz.

Fazit: Befreiung ist möglich

Trauma Bonding ist kein Zeichen von Schwäche oder Unfähigkeit, sondern eine natürliche Reaktion auf psychische Überforderung. Wenn du dich in einer solchen Beziehung befindest, sei dir bewusst: Es gibt Wege, die Bindung zu lösen und wieder selbstbestimmt zu leben. Mit therapeutischer Unterstützung und Geduld kannst du die Dynamik durchbrechen und deinen eigenen Weg in die Freiheit finden.

Die traumasensible Hypnose-Therapie bietet dir einen sanften und nachhaltigen Weg, um alte Bindungsmuster zu erkennen und aufzulösen. Es geht nicht nur um das Loslassen des Partners, sondern um das Wiederfinden deiner eigenen inneren Freiheit und Selbstliebe.


Bitte beachte: Die Inhalte dieses Textes verstehen sich als Anregung zur Selbstreflexion und Selbsterfahrung. Die vorgestellten Methoden ersetzen keine medizinische oder therapeutische Behandlung. Es wird kein Heilversprechen gegeben 

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