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Die Frage "Kann man ein Trauma heilen?" bewegt viele Menschen, sowohl Betroffene als auch Therapeut*innen. Häufig ist die Vorstellung präsent, dass Trauma etwas ist, das man einfach "wegmachen" kann. Doch so einfach ist es nicht. Statt von "Traumaheilung" sprechen wir besser von Traumaintegration. In diesem Artikel erfährst du, was das bedeutet und welche Ansätze in der traumasensitiven Hypnosetherapie dabei hilfreich sind.

Was bedeutet Traumaintegration?
Traumaintegration bedeutet, das Erlebte in die eigene Lebensgeschichte zu integrieren, ohne dass es die Identität dauerhaft bestimmt. Es geht nicht darum, das Trauma ungeschehen zu machen, sondern die entstandenen Überlebensstrategien und Schutzmechanismen zu bearbeiten. Dabei ist es wichtig, die Auswirkungen des Traumas auf Körper, Psyche und Nervensystem zu erkennen und zu regulieren.

Trauma hinterlässt Spuren auf verschiedenen Ebenen:

  • Körperliche Ebene: Verspannungen und Schmerzen durch im Körper gespeicherte Schockenergie.

  • Emotionale Ebene: Unverarbeitete Gefühle und emotionale Reaktionen.

  • Kognitive Ebene: Starre Denkmuster und Überzeugungen, die durch traumatische Erfahrungen geprägt sind.

  • Nervensystem: Dysregulation, entweder durch Übererregung (Hyperarousal) oder Erstarrung (Hypoarousal).

Trauma ist mehr als ein Erlebnis
Ein Trauma ist nicht einfach das belastende Ereignis selbst, sondern das, was es im Inneren auslöst. Der kanadische Traumatherapeut Dr. Gabor Maté betont: „Trauma ist nicht das, was dir passiert, sondern das, was in dir als Ergebnis dessen passiert, was dir passiert ist.“ Das bedeutet, dass nicht das Ereignis entscheidend ist, sondern die langfristigen Folgen auf die innere Stabilität und die Fähigkeit zur Selbstregulation.

Traumaintegration braucht spezialisierte Hypnose
Eine nachhaltige Traumaintegration erfordert eine Hypnose, die speziell auf die Arbeit mit Trauma ausgerichtet ist. Das bedeutet:

  • Traumawissen und spezialisierte traumtherapeutische Techniken müssen in die Hypnose integriert sein.

  • Körper- und bindungsorientierte Ansätze sind unerlässlich, da Trauma tief im Körpergedächtnis und in Bindungsmustern verankert ist.

  • Eine klassische Hypnosetherapie ohne traumaspezifische Methodik ist nicht geeignet, da sie den komplexen Bedürfnissen einer Traumaintegration nicht gerecht wird.

Die traumasensitive Hypnosetherapie unterscheidet sich daher deutlich von herkömmlichen Hypnoseansätzen. Sie ist gezielt darauf ausgerichtet, die tiefen neuronalen und körperlichen Prägungen zu bearbeiten, die durch Trauma entstanden sind.

Fallbeispiel: Warum eine integrative Arbeit notwendig ist
Lisa (Name geändert) sucht Hilfe, weil sie nach einem Autounfall unter Panikattacken leidet. In klassischen Hypnosesitzungen wurde versucht, die Angst direkt zu bearbeiten, indem die Erinnerung an den Unfall verändert wurde. Dies führte jedoch dazu, dass Lisa noch stärker in Panik geriet und sich sozial immer mehr zurückzog.

In der traumasensitiven Hypnose zeigte sich, dass der Unfall zwar das auslösende Ereignis war, die tieferliegende Problematik jedoch auf frühkindliche Erfahrungen zurückging. Lisa wuchs in einem Umfeld auf, in dem ihre Bedürfnisse oft nicht wahrgenommen wurden. Besonders in Situationen von Stress und Überforderung reagierten ihre Eltern häufig mit Rückzug und emotionaler Kälte. Als Kind lernte Lisa, dass sie in Krisen auf sich allein gestellt ist.

Der Autounfall reaktivierte dieses Gefühl der Hilflosigkeit und des Verlassenseins. Deshalb war es notwendig, sowohl die körperliche Schockreaktion als auch die tiefere emotionale Prägung aus der Kindheit zu bearbeiten. Erst die Kombination aus Körperarbeit, Ressourcenaktivierung und dem Einbezug der frühen Bindungserfahrungen ermöglichte es Lisa, die Panikattacken nachhaltig zu reduzieren.

Hier wird deutlich: Häufig liegt hinter einem akuten Schocktrauma auch ein unbewältigtes Entwicklungstrauma. Ohne die integrative, traumasensible Arbeit wäre Lisas Heilungsprozess blockiert geblieben.

Die vier Instanzen in der Hypnosearbeit
In der traumasensitiven Hypnosearbeit werden vier zentrale Instanzen berücksichtigt:

  1. Überbewusstsein: Das achtsame, beobachtende Selbst, das auch als Kernselbst bezeichnet wird.

  2. Bewusstsein: Der Bereich, in dem reflektiert und analysiert wird.

  3. Unterbewusstsein: Hier sind unbewusste Erinnerungen und Körpererfahrungen gespeichert.

  4. Autonomes Nervensystem (ANS): Die unbewusste Wahrnehmung von Sicherheit und Gefahr, die maßgeblich unsere Stressreaktionen steuert.

Diese Instanzen arbeiten zusammen und helfen dabei, das innere Gleichgewicht wiederherzustellen und die Selbstregulation zu stärken.

Wie funktioniert die Traumaintegration?
Bei der Traumaintegration geht es darum, das Nervensystem zu beruhigen und flexible Reaktionsmuster zu fördern. Das geschieht durch:

  • Regulation des Nervensystems: Über Hypnose wird der Sympathikus beruhigt und der ventrale Vagusnerv aktiviert. Das schafft ein Gefühl von Sicherheit.

  • Körperwahrnehmung stärken: In Hypnose werden Körperempfindungen achtsam wahrgenommen und Spannungen gelöst.

  • Emotionen integrieren: Statt die belastenden Gefühle zu verdrängen, werden sie schrittweise zugänglich gemacht und reguliert.

  • Ressourcenarbeit: Positive Erinnerungen und stärkende Bilder helfen, neue Erfahrungen von Sicherheit zu verankern.

  • Beziehungsarbeit: Eine wesentliche Komponente der Traumaintegration ist die Arbeit an vertrauensvollen Beziehungen. Viele Menschen mit Traumaerfahrungen haben Bindungsverletzungen erlitten, die dazu führen, dass sie sich schwer tun, Nähe und Vertrauen zuzulassen. In der Hypnosetherapie wird daher auch daran gearbeitet, wieder eine stabile innere Beziehung zu sich selbst und zu anderen aufzubauen. Das stärkt die Fähigkeit, in Kontakt zu bleiben und sich auch in herausfordernden Situationen sicher zu fühlen.

Fazit: Kann man Trauma heilen?
Eine pauschale Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Statt Heilung geht es um Integration und Stabilisierung. Ziel ist es, die Auswirkungen des Traumas so zu verändern, dass sie nicht mehr überwältigend sind und die Lebensqualität verbessern.

Durch die traumasensitive Hypnose kann das Nervensystem beruhigt, Selbstvertrauen gestärkt und der Zugang zu positiven Ressourcen gefördert werden. Auf diese Weise ist es möglich, wieder mehr ins Hier und Jetzt zu kommen und die Vergangenheit hinter sich zu lassen.

Rechtlicher Hinweis:
Bitte beachte: Die Inhalte dieses Textes verstehen sich als Anregung zur Selbstreflexion und Selbsterfahrung. Die vorgestellten Methoden ersetzen keine medizinische oder therapeutische Behandlung. Es wird kein Heilversprechen gegeben.

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