Wie Selbstwertgefühl entsteht – und warum es oft verletzt ist
Warum fällt es so vielen Menschen schwer, sich als wertvoll zu empfinden? Oft ist da ein leiser Zweifel, ein inneres Gefühl von Nicht-genug-Sein, selbst wenn im Außen alles funktioniert. Dieser innere Mangel hat nichts mit persönlichem Versagen zu tun. Er hat oft seine Wurzeln in frühen Erfahrungen. In diesem Artikel geht es darum, wie Selbstwertgefühl entsteht, wodurch es verletzt werden kann und wie es in einer traumasensiblen Hypnosetherapie wieder wachsen darf.
Was Selbstwertgefühl wirklich bedeutet
Selbstwertgefühl ist kein Gedanke, den man sich einreden kann. Es ist ein inneres Erleben, ein leiser, aber stabiler Zustand. Es beschreibt das Gefühl, dass man in seinem Dasein wertvoll ist – nicht, weil man etwas leistet oder sich anpasst, sondern einfach, weil man existiert. Dieses Gefühl ist oft nicht laut. Es zeigt sich in der Art, wie man mit sich selbst spricht, wie man sich wahrnimmt und wie man mit den eigenen Bedürfnissen umgeht.
Wie unser Selbstwertgefühl entsteht
In den ersten Lebensjahren wird der Grundstein für dieses Selbstwertgefühl gelegt. Wenn ein Kind mit seinen Signalen gehört wird, wenn es getröstet wird, wenn seine Wut oder Angst nicht abgewertet, sondern gehalten wird, dann wächst in ihm die tiefe Überzeugung: Ich bin richtig. Ich bin willkommen. Fehlen diese Erfahrungen, entsteht oft ein anderes inneres Bild. Dann fühlt sich das Kind falsch, ungewollt oder beschämend. Es beginnt, sich selbst anzupassen, zu regulieren, zu kontrollieren. Und oft bleibt dieses Muster auch im Erwachsenenalter bestehen.
Was unser Selbstwertgefühl verletzt
Verletzungen des Selbstwerts entstehen meist nicht durch einzelne dramatische Erlebnisse, sondern durch sich wiederholende kleine Erfahrungen, in denen das Dasein nicht gespiegelt wurde. Wenn Bedürfnisse als störend erlebt wurden, wenn Gefühle keinen Raum hatten oder wenn Lob nur für Leistung kam, entsteht ein Bild von sich selbst, das an Bedingungen geknüpft ist. Viele tragen diese inneren Botschaften noch heute in sich. Man hört sie in den Stimmen, die sagen, man solle sich zusammenreißen, nicht so empfindlich sein oder erst etwas leisten, um geliebt zu werden. Es sind oft Introjekte – verinnerlichte Stimmen aus der Kindheit, von Eltern, Lehrern oder anderen nahen Menschen.
Wie sich ein verletztes Selbstwertgefühl zeigt
Im Erwachsenenleben zeigt sich ein verletztes Selbstwertgefühl auf viele Weisen. Manche Menschen funktionieren perfekt, aber spüren sich dabei nicht. Andere halten sich zurück, haben das Gefühl, sich nicht zeigen zu dürfen. Wieder andere kämpfen mit ständiger Selbstkritik oder der Angst, zu versagen. Hinter all dem wirken innere Anteile, die oft über viele Jahre unbemerkt geblieben sind. Ein verletzter Kindanteil, der sich schämt. Ein innerer Kritiker, der kontrolliert. Und manchmal auch übernommene innere Stimmen, die sich heute noch so anfühlen wie früher.
Ein Fallbeispiel aus der Praxis
Lena, Anfang 40, kommt in meine Praxis, weil sie sich „nicht mehr fühlt“. Sie ist beruflich sehr erfolgreich, gilt als analytisch, klug, souverän – doch innerlich fühlt sie sich leer. „Ich verstehe, woher vieles kommt“, sagt sie, „aber es ändert sich nichts.“
Lena beschreibt, dass sie sich ständig hinterfragt, sich im Kontakt oft angespannt fühlt und immer das Gefühl hat, nicht gut genug zu sein. Körperlich sei sie „wie abgeschnitten“. Entspannung falle ihr schwer, sie habe Angst, dabei die Kontrolle zu verlieren. Ihre Gedanken kreisen, sie analysiert viel – doch dabei fehlt ihr der Zugang zu sich selbst.
In der hypnosetherapeutischen Begleitung zeigt sich, dass Lena früh gelernt hat, ihre Bedürfnisse zurückzustellen. Ihre innere Sicherheit war lange davon abhängig, ob sie funktioniert. Unter ihrer kognitiven Klarheit liegt ein tiefes Bedürfnis nach Angenommensein. Als sie in einer Hypnosesitzung erstmals mit einem inneren Kindanteil in Kontakt kommt, der sich klein, hilflos und traurig zeigt, wird spürbar, was bislang keinen Raum hatte: das Gefühl, einfach da sein zu dürfen – ohne etwas leisten zu müssen.
Dieser Moment verändert etwas. Nicht sofort, nicht alles – aber etwas in ihr beginnt, sich zu entspannen. Nicht über den Kopf, sondern aus dem Inneren heraus. Und damit beginnt der Weg zu einem echten Selbstwertgefühl.
Was hilft, damit das Selbstwertgefühl wieder wachsen kann
Die gute Nachricht ist: Selbstwertgefühl kann nachreifen. Es ist nichts Starres, nichts Unveränderbares. In einer traumasensiblen Hypnosetherapie entsteht Raum, all das wahrzunehmen, was bislang keinen Platz hatte. Es geht nicht darum, sich umzuprogrammieren oder „besser“ zu werden. Es geht darum, in Kontakt zu kommen – mit sich selbst, mit dem Körper, mit den inneren Stimmen und Empfindungen. Sanfte Hypnose kann helfen, diesen Kontakt herzustellen. Nicht durch Kontrolle, sondern durch spürendes Verstehen.
Im geschützten Rahmen können Anteile auftauchen, die sich lange versteckt haben. Die Traurigkeit eines kleinen inneren Kindes, das nie gefragt wurde, wie es ihm geht. Die Scham, die sich in den Körper gefressen hat. Die Anspannung, die längst zur Normalität geworden ist. All das darf sich zeigen. Und es darf neu erfahren werden. In kleinen, achtsamen Schritten kann ein Gefühl entstehen, das lange gefehlt hat. Ich bin da. Und ich bin genug.
Selbstwertgefühl entsteht in Beziehung, nicht durch Leistung
In diesem Prozess spielt die therapeutische Beziehung eine zentrale Rolle. Wenn jemand da ist, der mitgeht, ohne zu bewerten, entsteht etwas, das viele zum ersten Mal erleben. Ich muss mich nicht mehr verstecken. Ich darf sein, wie ich bin. Und gerade dadurch beginnt etwas in mir zu heilen.
Selbstwertgefühl entsteht nicht durch Erfolg oder durch äußere Bestätigung. Es wächst durch Beziehung – zu mir selbst und zu meinem inneren Erleben. Wenn ich lerne, mich mit allem zu halten, was in mir auftaucht, dann entsteht ein neues Selbstbild. Ein inneres Gefühl von Würde. Und das ist vielleicht die tiefste Form von Sicherheit.
Traumasensible Hypnose kann dabei ein stiller, kraftvoller Weg sein. Nicht laut, nicht fordernd. Sondern liebevoll, achtsam und echt.
Bitte beachte: Die Inhalte dieses Textes verstehen sich als Anregung zur Selbstreflexion und Selbsterfahrung. Die vorgestellten Methoden ersetzen keine medizinische oder therapeutische Behandlung. Es wird kein Heilversprechen gegeben.
Kontakt
Christian Zinner
Praxis für Hypnose & Hypnosetherapie
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