Muss ich in einer Therapie schon alles können?
Warum viele Menschen glauben, sie müssten in der ersten Hypnosesitzung entspannt, offen und bereit sein
Skepsis ist willkommen
Viele Menschen kommen mit einem inneren Druck in ihre erste Hypnosesitzung. Gleichzeitig sind sie unsicher, ob das überhaupt bei ihnen funktioniert.
„Ich weiß gar nicht, ob ich das kann.“
„Ich bin viel zu angespannt, um mich zu entspannen.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich öffnen kann.“
Was ich zu Beginn oft sage und auch wirklich meine: Du darfst skeptisch sein. Auch mir gegenüber.
Es wäre doch völlig unlogisch, einem fremden Menschen einfach so zu vertrauen, nur weil draußen ein Schild hängt oder weil es gute Bewertungen im Internet gibt.
Ich erwarte das nicht. Und ich halte es sogar für falsch, wenn so etwas sofort passiert. Vertrauen ist keine Entscheidung, sondern eine Erfahrung. Es darf wachsen. Schritt für Schritt. In deinem Tempo.
Der Gedanke: Ich muss das irgendwie hinkriegen
Hinter dem Wunsch nach Veränderung steht oft eine unbewusste Annahme: Ich muss das hier selbst schaffen.
Viele denken:
Ich muss mich jetzt entspannen
Ich muss Vertrauen haben
Ich darf nicht gestresst sein
Ich muss mich öffnen
Ich sollte irgendetwas spüren
Und oft läuft das alles innerlich ab, ohne dass der Therapeut überhaupt als Begleitung wahrgenommen wird.
Das passiert nicht aus Absicht, sondern ganz unbewusst, geprägt von alten Erfahrungen.
Wenn der Therapeut nicht als Begleiter wahrgenommen wird
In der Sitzung sitzt jemand vor dir. Ein Mensch, der da ist, präsent, zugewandt und aufmerksam. Und trotzdem passiert es oft, dass dieser Mensch nicht wirklich als Begleiter wahrgenommen wird.
Nicht, weil du das nicht willst. Sondern weil dein System es nicht kennt.
Viele Menschen haben in ihrer Kindheit keine echte Begleitung erlebt. Sie mussten früh alleine klarkommen, sich selbst regulieren, Gefühle unterdrücken.
Verlässliche Unterstützung gab es oft nicht. Niemand war da, der innerlich mitgetragen hat.
Diese Erfahrung wirkt im Körper und im Nervensystem weiter.
Selbst wenn heute jemand im Raum ist, der mitgeht und unterstützt, spürt ein Teil von dir das vielleicht nicht.
Es fühlt sich an wie früher: Ich bin allein. Ich darf niemandem zur Last fallen. Ich muss das hier irgendwie schaffen.
Deshalb ist es so wichtig, dass in der Hypnose nicht nur Methoden im Mittelpunkt stehen, sondern echte Beziehung. Nicht theoretisch, sondern spürbar.
Da ist jemand, der dich sieht. Und du musst es nicht mehr allein halten.
Anspannung ist normal und Teil des Prozesses
Viele denken, sie müssten entspannt sein, um mit Hypnose arbeiten zu können. Aber das ist ein Irrtum.
Alle Menschen, die in meine Praxis kommen, bringen Anspannung mit. Und das ist völlig in Ordnung.
Denn genau diese Anspannung ist oft Teil der Ursache für das, was sie belastet. Innere Unruhe, Schlafprobleme, ständiges Grübeln, emotionale Überforderung oder körperliche Beschwerden hängen oft mit einem Nervensystem zusammen, das keine echte Erholung mehr kennt.
Hypnose kann hier eine wertvolle Unterstützung sein, denn sie hilft dem Körper, wieder in einen Zustand von Regulation zu finden.
Und das funktioniert erstaunlich oft schon in der ersten Sitzung. Bei manchen dauert es etwas länger. Beides ist vollkommen in Ordnung. Entspannung ist nichts, was man können muss. Sie ist etwas, das man lernen darf.
Weil Entspannung die Grundlage für tiefere Veränderung ist, macht es Sinn, ihr gemeinsam Raum zu geben. Ohne Druck. Schritt für Schritt.
Und wenn es am Anfang noch nicht klappt, ist das auch nicht schlimm. Es wird kommen. Verlässlich.
Was wirklich hilft
In der traumasensiblen Hypnose geht es nicht darum, sich sofort zu öffnen, zu vertrauen oder perfekt zu entspannen. Es geht darum, dass du da sein darfst, mit dem, was gerade da ist.
Du musst nichts leisten
Du musst nichts fühlen
Du musst dich nicht entspannen
Du musst nicht sofort vertrauen
Du darfst Zweifel haben. Du darfst angespannt sein. Du darfst unsicher sein, ob das hier für dich passt. Und du darfst erleben: Du bist damit nicht allein.
Ein Beispiel aus meiner Praxis
Eine Klientin kam in die erste Sitzung und sagte:
„Ich bin total unruhig. Ich weiß nicht, ob ich das hier irgendwie sabotiere.“
Sie war angespannt, bemüht, es richtig zu machen. Gleichzeitig war spürbar, wie allein sie sich mit all dem fühlte. Auch mir gegenüber.
Ich habe nicht versucht, sie zur Entspannung zu bringen. Ich habe auch keine Technik erklärt. Wir haben einfach darüber gesprochen, was gerade in ihr los war.
Der Druck, es richtig zu machen. Die Sorge, etwas falsch zu machen. Und das stille Gefühl: Ich bin hier irgendwie auf mich gestellt.
Nach und nach konnte sie spüren: Es geht nicht darum, etwas zu schaffen oder zu leisten.
Es geht darum, da zu sein, so wie es jetzt gerade ist.
Fazit: Du darfst begleitet werden
Wenn du nie gelernt hast, echte Unterstützung anzunehmen, ist es nachvollziehbar, dass sich auch Hypnose am Anfang ungewohnt anfühlt.
Aber du musst das nicht allein machen
Du musst nicht funktionieren
Du darfst da sein, mit allem, was du mitbringst
Und manchmal beginnt Veränderung genau an dem Punkt, an dem du innerlich zum ersten Mal denkst:
Ich muss das nicht mehr allein schaffen
Bitte beachte: Die Inhalte dieses Textes verstehen sich als Anregung zur Selbstreflexion und Selbsterfahrung. Die vorgestellten Methoden ersetzen keine medizinische oder therapeutische Behandlung. Es wird kein Heilversprechen gegeben
Kontakt
Christian Zinner
Praxis für Hypnose & Hypnosetherapie
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